Vorweg, entweder Sie sind sehr guter Amateur-Fotograf oder Sie kennen sich sehr gut in der Fotonachbearbeitung aus. Wenn beides nicht gegeben ist, dann wird es Bild-Profis immer auffallen, dass hier kein Profi am Werk war. Wie Sie es dennoch gut hinbekommen, dass Sie dem durchschnittlich fotobegeisterten Kunden ein Bild vorlegen, welches er nicht vom Profi-Bild unterscheiden kann, lernen Sie in diesem Artikel.
Es werden dabei folgende Fragen beantwortet:
- Wie mache ich gute Fotos mit dem Smartphone für das Marketing?
- Brauche ich wirklich die beste Smartphone Kamera bzw. die beste Handykamera, oder reicht mir ein Handy mit guter Kamera?
- Wie funktioniert Smartphone Fotografie und wie fotografiere ich richtig mit dem Smartphone?
Für die Social Media und Newsletter Artikel werden wir oft gefragt, wie
- können wir spontan Bilder knipsen, wenn der Fotograf nicht da ist?
- können wir bessere Bilder schießen, damit beim Bild nicht sofort aufällt, dass diese nicht vom Fotograf geschossen wurden?
- können wir die Kosten für die regelmäßigen Social Media Posts in Grenzen halten, d.h. auch ohne Fotograf?
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Toggle1. Vorbereitung
Das Ereignis das für eine Marketing-Kampagne spontan genutzt werden soll, erfolgt in der Regel auch recht spontan. Beispielsweise ein Umbau des Geschäfts, ein Mitarbeiter-Event, eine Neulieferung oder eine komplett neue Produktlinie usw. Alles Fälle die zwar geplant stattfinden, der Vorgang beim Eintreten allerdings häufig spontan abläuft. Beispielsweise kann man eine witzige, relevante Szene beim Mitarbeiter-Event, oder den Umbau des Geschäfts kaum nochmals genau nachstellen.
Dann sehen wir häufig auch einen weiteren Fehler, dass die Hobbyfotografen abwarten bis die eine wichtige Szene eintrifft. Leider wird vergessen vorher zu prüfen ob die Bildeinstellung scharf oder gut belichtet sind.
Es gibt einige Punkte die man vor dem Smartphone-Fototermin vorbereiten sollte.
1.1. Linse mit weichem Tuch reinigen
Die Linse vom Smartphone wird gerne mal in den Taschen dreckig, oder man kommt unbewusst mit den Fingern an die Linse. Damit es ein optimales Bild gibt, sollte die Linse gereinigt werden. Nehmen Sie hierzu ein sehr weiches und fettfreies Putztuch, am besten ein Brillenputztuch wie man es von den Optikern kennt. Notfalls auch ein Microfaser- oder ein nicht-fusselndes weiches Bauwolltuch. Bitte kein feuchtes Brillenputztuch, da es meistens Partikel enthält wie z.B. Holzspäne die die beschichtete Oberfläche angreifen oder zerkratzen. Gleiches gilt für die Papierküchentücher, bitte auch diese vermeiden.
1.2. Bildauflösung und Bildqualität auf das Maximum stellen
Damit das spätere Bild einfach angeschnitten oder bearbeitet werden kann, wird sehr gutes Bildmaterial benötigt. D.h. bei Bildausschnitten oder im Ausdruck beispielsweise auf Plakaten fallen schnell Bilder auf, die eine schlechte Bildqualität und vor allem Bildauflösung haben. Wenn man in diesem Fall dann noch ein Bildausschnitt benötigt wird das Bild sogar unbrauchbar. D.h. um diesen Fall vorzubeugen muss hierfür im Smartphone auf die beste Bildqualität und auf die maximale Bildauflösung gestellt werden. Das stellt sicher, dass später die Bilder nicht verpixelt wirken. Die Einstellung ist je nach Kamerasoftware an einer anderen Stelle. In 95% der Fälle sind diese Einstellungen in der Kamerasoftware gut zu finden. Ansonsten das Handbuch oder etwas eleganter Google befragen.
1.3. Licht und noch mehr Licht
Smartphones haben wesentlich kleinere Bildsensoren als Profikameras. Das bedeutet natürlich, dass sehr viel mehr Licht auf den kleinen Sensor fallen muss, damit das Bild gut belichtet, gleichmäßig ausgeleuchtet und scharf wirkt. Die Kameras der Smartphones machen vieles automatisch in der Software. Nur häufig nutzt die Software nicht die optimalen Einstellungen. Hier ein Vergleich der Sensorgrößen:
in dem Beispiel ist gut zu erkennen wie groß die Unterschiede in den Bildsensoren sind. Das iPhone X hat z.B. einen 1/2.0″ Bildsensor und liegt damit zwischen dem obigen Beispiel 1/1,7″ und 1/2.3″. Heute (Ende 2018) gehört das iPhone X immer noch zu den besten Smartphones bei schlechten Bildverhältnissen. Jetzt stellen Sie sich vor wieviel mehr Licht eine Profikamera im Vollformat nun bekommt, wenn der Bildsensor für das gleiche Bild um viele Faktoren größer ist?
Das zweite Problem bei den kleinen Sensoren ist, dass die einzelnen Bildpunkte (Pixel) erheblich kleiner sein müssen, um eine hohe Auflösung von 12 Megapixel (12 Millionen Bildpunkte und mindestens 3 Farbbildpunkte je Farbe, d.h. 36 Millionen Farbbildpunkte) oder sogar mehr unterbringen müssen? Hier wird ein weiterer Nachteil nochmals deutlich, die viel kleineren Sensoren erkennen nicht mehr zuverlässig eine Bildinformation, was dann als Rauschen bezeichnet wird. Man kennt das bei Nachtaufnahmen mit Smartphones, das die Bilder meistens viele verschiedene Farbpunkte zeigen und damit auch verpixelt wirken.
1.4. ISO Einstellung selbt wählen auf auf kleinsten Wert stellen
Die ISO Einstellung definiert wie empfindlich der Bildsensor auf Licht reagieren soll. Je höher der ISO Wert desto stärker kommt das Rauschen zum Tragen. Bei den kleinen Sensoren der Smartphones daher unbedingt darauf achten, dass der ISO-Wert auf den kleinsten Wert eingestellt ist und auch nicht von der Kamera geändert wird. Diesen Wert nur dann ändern, wenn man keine andere Wahl hat, d.h. bei schlechten Bildverhältnissen wie z.B. nachts.
1.5. Den Goldenen Schnitt einblenden und einplanen
Man kann sich sogenannte Hilfslinien in die Kamera-App einblenden lassen. Diese Hilfslinien dienen nicht nur dazu einen gerade Horizont darzustellen, sondern vor allem auch die richtige Position des Motivs zu finden. Die Hilfslinien sind nach der Drittel-Regel, d.h. der vereinfachten Form des Goldenen Schnitts angeordnet. Die Bildkomposition wirkt am interessantesten für uns, wenn das Motiv nicht Mittig im Bild platziert wird, sondern auf einer der 4 inneren Schnittpunkte platziert wird.
1.6. Stativ bei schlechten Bildverhältnissen
Bei schlechten Bildverhältnissen ein Stativ bevorzugen. Ein Stativ sorgt dafür das der Bildsensor nicht wackelt und damit die Belichtungszeit durch die Software auch länger gewählt wird. Jeder kennt das, man hat keine ruhigen Hände bei Nachtaufnahmen und das ganze Bild ist ruiniert indem es unscharf und “verwackelt” ist.
Falls kein Stativ vorhanden ist, notfalls das Smartphone auf einen stabilen Untergrund stellen und dann so oder per Fernauslöser arbeiten. Eine Auswahl an guten Stativen findest Du am Ende dieses Artikels.
1.7. Der eingebaute Smartphone Witz, ahh sorry Blitz
Wer kennt das nicht, es ist Dunkel und irgendwo aus 50m Entfernung erkennt man einen kleinen Leuchtpunkt der auf einen gerichtet ist. Es wirkt kurz hell und man weiß es war ein Smartphone. Oder man sitzt im Freien, bei schönen Sonnenschein und man sieht eine Person die mit einem Smartphone gegen die Sonne fotografiert. Auch hier dann ein kleines Aufflackern des Blitzes des Smartphones, bei den Profis als Gegenlichtaufnahme bezeichnet. Leider ist es so, dass die Kamera-Software versucht anhand der Parameter das Beste aus der Situation zu machen. Nur leider ist die Kamera nach wie vor nicht so intelligent wie ein Mensch. Wenn man sich einfach nur überlegt, dass der kleine Blitz bei Sonnenschein in einer Gegenlichtaufnahme die Sonne überstrahlen soll, dann wird jeder schmunzeln. Nur leider macht das jede noch so moderne Kamera, um zumindest in etwa noch die Konturen des Motivs erkennen zu können.
Gleiches gilt bei Dunkelheit und Entfernungen des Motivs von bereits wenigen Metern zum Smartphone. Auch hier kann der eingebaute Blitz kaum helfen, da das Blitzlicht viel zu schwach ist.
D.h. wenn möglich sollte der Blitz gänzlich ausgeschaltet sein. Die Automatik wird hier in der Regel eine schlechte Wahl treffen.
1.8. HDR Aufnahmen bei schlechten Lichtverhältnissen
Hat man wenig Licht zur Verfügung, oder man muss eine Gegenlichtaufnahme machen und – wichtig – es sind Motive die sich nicht oder nur wenig bewegen, dann kann man auch mit seinem Smartphone eine HDR Aufnahme testen. HDR steht für High Dynamic Range und versucht mit dieser Technik an das nahezu optisch perfekte Auge des Menschen heran zu kommen. D.h. hier werden mindestens 2 Aufnahmen meistens sind es viel mehr die mit verschiedenen Belichtungen (techn. Blenden) arbeiten. Diese Bilder werden dann aufeinandergelegt, so dass dunkle und auch helle Bildbereiche wesentlich besser zur Geltung kommen.
Man sieht, dass die einzelnen Bilder nicht wirklich gut aussehen. Die Kombination aus allen Bildern in einem HDR Bild wirkt schon mehr, wie wir es mit unserem Auge erfassen würden.
Der große Nachteil hierbei ist, dass sich während der HDR Aufnahme nichts bewegen darf. Sonst wird sofort erkennbar: hier ist etwas bei der Aufnahme schief gelaufen. Auch hier ist angeraten ein Stativ zu verwenden.
1.9. Bein-Zoom statt Digital-Zoom
Smartphones bieten alle einen Digital-Zoom an, der sich auch noch elegant mit eine Fingergeste nutzen lässt. Nur bringt dieser Zoom leider nichts, da auf dem Bildsensor das Bild ja nicht größer werden kann, mangels Objektiv das man einstellen kann. D.h. hier wird einfach der kleinere Bildausschnitt genommen und dann auf die große Auflösung “kaputt” (hoch) gerechnet. Wenn möglich sollte man daher lieber auf die bewährten Beine zurückgreifen und näher an das Motiv heran laufen. Ist das nicht möglich, kann man auf Objektive zurückgreifen. Diese kann man elegant auf das Smartphone klemmen. Aber Achtung hier unbedingt das Objektiv vorher testen, da es wieder Licht schluckt und somit mehr Licht für ein gutes Bild benötigt. Zudem muss das Objektiv perfekt sitzen, sonst fehlt ein Teil des Bildes.
1.10. Sepia, schwarz-weiß oder Farbfotos?
Am besten alles als Farbfoto schießen. Für das Marketing später kann man immer noch einfach auf Sepia oder schwarz-weiß umrechnen.
2. Das Fotoshooting
2.1. Darauf los fotografieren und Bildmaterial später in Ruhe sichten
Knippse Fotos was das Zeug (Speicher) hält. Löschen kann man die Fotos später in Ruhe und meistens viel schneller am PC am großen Bildschirm. Also einfach über einige Minuten hinweg immer wieder Fotos schießen und immer wieder prüfen ob die gewünschten Motive auch gestochen scharf sind? Wenn nach efolgreichen Probeläufen und Überpüfungen dann die richtige und wichtige Szene ins Bild kommt hat man sein Bestes getan, um ein gutes Bildergenbis zu erhalten. Und auch hier gilt die Devise: lieber 20 Fotos zu viel als später kein verwertbares Foto dabei zu haben.
2.2. Wahl der richtigen Bildaufteilung
Bei Aufnahmen mit Himmel, sollte das Verhältnis 1/3 zu 2/3 gewählt werden. Auch wenn es auf den ersten Moment für uns natürlicher wirkt den Hoirzont in der Mitte des Bildes verlaufen zu lassen, wirkt das Bild dann langweilig. Optimal ist es, wenn der Horizont an einer der beiden Hilfslinien entlang läuft. Das hat den Vorteil, dass nicht nur das Bild interessanter wirkt, sondern auch dass der Horizont gerade über das Bild verläuft.
2.3. Beidhändig fotografieren bei Aufnahmen ohne Stativ
In diesem Fall darauf achten, dass wirklich beide Hände das Smartphone halten. Erstens verwackelt man weniger, und zweitens kann man sich besser auf den Bildaufbau konzentrieren.
2.4. Fotos bei Wolken vs. Fotos bei Sonnenlicht
Wenn man sich doch entscheidet die Sonne mit auf den Bild aufnehmen zu wollen, muss man das starke Sonnenlicht abschwächen. Denn mit einem Diffuser bleiben Details erhalten und das Motiv wird nicht abgedunkelt von der Kamera. Als Diffuser können sowohl Wolken als auch Blätter funktionieren, diese sorgen für leichte Schatten und Kontraste.
2.5. Dynamische Bilder mit Bewegung
Es ist unglaublich schwer Fotografien von Objekten in Bewegung zu schießen. Die Bilder sind meistens verschwommen aus einem einfachen Grund, die Bewegungen sind einfach zu schnell für die Smartphonelinse sind. Wenn es also nicht als Vordergrundmotiv funktioniert dann eben als Teil des Hintergrundes, der verschwommene Effekt wäre durch den Fokus sowieso gegeben.
2.6. Panorama
Wie fängt man jedoch einen ganzen Ausblick richtig ein? Mit der Panorama Funktion einfach ganz langsam von links nach rechts schwenken und bangen das sich nichts bewegt.
2.7. Selfies
Eine Kunst für sich, man möchte meinen die Hersteller der modernen Smartphones wollen einem eigentlich dabei helfen mit der Vorderkamera. Jedoch haben die besten Absichten nicht immer die bestmöglichen Ergebnisse, denn die Vorderkameras sind fast immer schlechter als die Hinterkamera. Wieso sollte man dann mit der schlechteren von beiden sein Gesicht ablichten? Es erfordert ein wenig Übung, zahlt sich allerdings aus auf die Vorderkamera zu verzichten. Der beste Winkel für Selfies ist von schräg oben.
3. Unsere Einkaufsempfehlungen für gute Fotos
3.1. Das Smartphone
Wir werden manchmal auch gefragt welche Anschaffungen man sich leisten soll. Eigentlich können die meisten Mittelklasse Smartphones bereits gute Fotos machen. Wenn es aber auch in Grenzsituationen immer noch brauchbare Ergebnisse geben soll, dann empfehlen wir heute (Ende 2018) folgende Geräte:
iPhone X
Samsung Galaxy S9+
Samsung Galaxy Note 8
Google Pixel 2
Huawei P20 pro
3.2. Stative
Bei schlechten Bildverhältnissen helfen Stative massiv, da die Belichtungszeit hier nahezu beliebig sein kann und der Bildstabilisator der Kamera das Bild nicht “kaputt”, d.h. unscharf rechnet.
Tripod
flexibler Tripod (Gorillapod)
Einbein
flexibler Einbein
Selfie Stick (umgangsprachlich und negativ Deppenzepter)
3.3. Objektive
Es gibt auch für Smartphones aufklemmbare Objektive, die das Standardobjektiv des Smartphones erweitern. Hier ist es aber wichtig vorher zu testen ob das Objektiv auch wirklich brauchbare Bildergebnisse liefert.
Weitwinkel
Zoom
3.4. Blitz
3.5. Sonstiges
Fernauslöser